DER PLATZ „PIAZZA DELL’INDIPENDENZA“ stellt die Verlängerung der „Via delle Terme“ dar. Ursprünglich war der Platz kleiner als er es jetzt ist. Es gab damals noch die S. Pellegrino Kirche, die 1812 abgerissen wurde, damit der Zugang zum Theater „Teatro die Rozzi“ besser wird.
Den Namen erhielt der Platz um an die Unabhängigkeit Italiens kurz nach 1878 zu erinnern, als die Loggia für das Denkmal zu Ehren der Gefallenen während der italienischen Unabhängigkeitskriege erstellt wurde.
Der Platz hatte früher andere Namen: der am meist verbreitete war „Piazza di S. Pellegrino“; andere waren: „Piazzetta del Grano“, weil der Bereich von den Kornhändlern genutzt wurde, sowie „Piazza dell’Arte della Lana“. Der gesamte Bereich des früheren Platzes „Piazza di S. Pellegrino“, mit Ausschluss des vorgelagerten Teils der „Via delle Terme“, wird der Contrada der Civetta zugeordnet.
Die Gemeindekirche S. Pellegrino war mit der Apsis an das rote Gebäude der Gallerani, welches wiederum dadurch teilweise verdeckt war sowie an den mächtigen und hohen Turm “Torre dell´Orsa”, dank dessen die ursprünglichen Besitzer die Eingänge auf den Platz sowohl von „Via dell´Arte“ als auch „Via del Termine“ aus beherrschten, angelehnt. Mit seiner Vorderseite besetzte die S.Pellegrino Kirche, mit der die kleine Kappelle “Lanaioli del SS.mo Corpo di Gesù” verbunden war, fast den gesamten Platz, auf dem sie sich durch den mit drei Stufen erhöhten Kirchplatz verlängerte und einen eigenen Bereich einnahm, der durch eine kleine Mauer abgegrenzt wurde.
Die Kirche wurde um 1050 an der Stelle einer alten Klause errichtet. In den ersten Zeiten der Republik war sie Sitz mehrerer Justizbehörden und in den angrenzenden Räumen waren die “Curia del Placito”, die “Provveditori di Biccherna”, die “Consoli delle Donne”, die “Collettori delle Decime, delle Condanne e del Dazio vecchio” in Miete untergebracht. Die Gemeinde zahlte im Jahr 1200 an die S.Pellegrino Kirche einen fortwährenden Kanon und veranlasste, dass die besten Maler, die die Stadt zu bieten hatte, die Wände mit Fresken bemalten.
In einem Bild von Macchi sieht man am Fuße der dem Kirchplatz vorgelagerten Stufen, dass die Kirche durch eine kleine Mauer begrenzt war; rechts, wo die Mauer eine Ecke bildete, war eine Säule mit einer Wölfin, die von Jacopo della Quercia eingemeißelt wurde, abgebildet. Die Stele wurde von der Wollzunft “Arte della Lana” für die Ausstellung Ihrer Arbeiten (Vessillo) genutzt.
1777 wurde die kleine Kapelle “Cappellina dei Lanaioli”, die 1575 dem Kult verboten wurde anlässlich des apostolischen Besuchs der sienesischen Kirchen durch Monsignor Bossi komplett abgerissen. Die Kirchengemeinde wurde 1783 unterdrückt und wurde der „Santa Maria alla Speranza“ Kirche zugeführt. 1812 wurde die S.Pellegrino Kirche dann komplett demoliert.
Nach der Demolierung des jahrtausendalten Gebäudes wurde im Mai 1879 vom Gemeinderat beschlossen, dass an dieser Stelle das Denkmal zu Ehren der Märtyrer der italienischen Unabhängigkeit errichtet wird. Die Arbeiten führte der Architekt Archimede Vestri aus, der 1887 im Hintergrund des Platzes eine Loggia mit 3 Bögen, eine neue Fassade für die Gebäude an deren Seite sowie eine Freitreppe, auf der zwei Jahre später das Denkmal von Tito Sarrocchi, die Darstellung einer Frau, namens Italia, die in der linken Hand das Zepter hielt, während sie mit der rechten Hand andeutete auf einen verletzten und sterbenden Löwen an ihren Füßen liegend eine Krone mit der Aufschrift: DEN TAPFEREN SIENESEN DIE FÜR MICH GEFALLEN SIND, zu legen, erstellt. Die Statue wurde am 20.September 1879 eingeweiht. [Il Libero Cittadino, 28 sett. 1879].
Heute ist die Loggia leer und nutzlos. Die Skulptur von Sarrocchi wurde in einen Garten im Stadtviertel S. Prospero umgesiedelt und zwei Medaillons mit dem Abbild der beiden berühmten ketzerischen Lelio und Fausto Socini, die den Bogengang schmückten, wurden in die Fassade des „Palazzo Sozzini-Malavolti“ in Pantaneto von der Seite Via Follonica eingemauert.
Recherche und Text von Alberto Fiorini (http://www.contradadellacivetta.it/piazza-dellindipendeza/)